Aurelia Keel und Claudia Peter
betreiben ab dem 26. November das Adventskafi "Stock".
Das Mitwirkungsverfahren für das Hochwasserschutzprojekt startete am Montag, 11. März. Bis am Sonntag, 28. April kann man auf der Mitwirkungshomepage seine Rückmeldungen verfassen. Ihre Meinungen kundgetan haben unter anderem Norbert Bolter und Peter Kuster. Sie haben auch gegenüber dem Team des Rheintaler Bote ihre Verbesserungsvorschläge erwähnt.
Region Das Hochwasserschutzprojekt Rhesi ist ein Generationenprojekt. Es wird auf der Homepage des Kantons St. Gallen wie folgt kurz beschrieben: «Es verbessert den Schutz vor Hochwasser am unteren Alpenrhein, zwischen der Illmündung bei Rüthi und der Mündung des Rheins in den Bodensee. Auf dieser Strecke wird die Abflusskapazität des Rheins von 3'100 auf 4'300 Kubikmeter pro Sekunde erhöht. Der Lebensraum und Arbeitsplätze von rund 300'000 Menschen und die Infrastruktur werden so besser geschützt. Das Schadenpotenzial bei einem 300-jährlichen Hochwasser beträgt rund 13 Milliarden Franken.»
Der Rheintaler Bote informierte in der Ausgabe Nr. 9 2024 über das Hochwasserschutzprojekt Rhesi, welches am Montag, 11. März ins Mitwirkungsverfahren startete. Verschiedene Inputs werden gesammelt und geprüft. Zwei Anwohner, die ihre Inputs auch bereits in vorherigen Veranstaltungen kundgetan haben, sind Norbert Bolter aus Koblach und Peter Kuster aus Diepoldsau. Norbert Bolter sieht besonders in seiner Heimatgemeinde Koblach Verbesserungspotenzial für das bevorstehende Projekt: «Beispielsweise steht in Koblach die Rodung von 16 Hektaren Wald durch das Projekt bevor. Wer die Bedeutung des Ökosystems Wald angesichts des Klimawandels nicht beachtet, trägt Mitschuld, an der durch Menschenhand beschleunigten Klimaveränderung, mit seinen unabsehbaren Folgen für nachkommende Generationen.»
Um den Rhein grossflächig aufzuweiten, braucht es das jetzt bepflanzte oder als Weidefläche genutzte Rheinvorland. «Regionale Bauern nutzen viele Hektaren Land für die Landwirtschaft. Dieses wird nach der Umsetzung von Rhesi nicht mehr zur Verfügung stehen», betont Peter Kuster des Vereins Pro Kulturland und Hochwasserschutz und ergänzt: «Durch den Abbau des Kulturlandes verlieren wir zudem Fläche für die Lebensmittelproduktion.» Der Verein RheSiNat (Verein für Sicherheit und Natur) mit Vorstandsmitglied Norbert Bolter hat verschiedene Berechnungen und Nachforschungen angestellt und ist zum Schluss gekommen, dass die Grün- beziehungsweise Vorlandflächen nach dem Projekt von 392 Hektaren auf 101 Hektaren schrumpfen werden. Mit ihren Vorschlägen zu Rhesi wollen sie im Projektabschnitt 1 circa 140 Hektare davon beibehalten. Auch sie sehen die regionale Lebensmittelproduktion in Gefahr, die nun beispielsweise durch den Ukrainekrieg an Wichtigkeit zugenommen habe.
Die Trinkwasserversorgung spielt auch für den Koblacher Norbert Bolter eine entscheidende Rolle «Das Abwasser der Kläranlagen Meiningen und Vorderland soll in das aufgeweitete Gerinne des Rheins eingeleitet werden. Direkt vor der Schutzzone II, einem bakteriologischen Schutzgebiet. In dieser Schutzzone soll das Wasser durch eine Fliess- und Aufenthaltsdauer von 60 Tagen vor einer Keimbelastung geschützt werden. Nach Pump- und Modellversuchen der IRR wird das Pumpwerk Koblach durch das Projekt Rhesi aber mit einer Fliesszeit von 10 Tagen angeströmt. So kann ein sauberes Trinkwasser nicht mehr gewährleistet werden.»
«Das Projekt, das die Schweizer in Chur Felsberg durchgeführt haben, ist ein Vorzeigebeispiel wie sich ökologische Aufwertung und Verbesserung der Hochwassersicherheit ergänzen. Dort wurde die Struktur des Gerinnes und damit eine geschlossene Flussströmung beibehalten. Das Geschiebe wird nach wie vor vom Rhein, ohne CO₂-Ausstoss, abtransportiert», erklärt Norbert Bolter. Das Projekt von Chur Felsberg wird in der ganzen Umgebung als Bereicherung der Flusslandschaft bezeichnet. Ursprünglich wurde es zur Sohlenstabilisierung gebaut, mittlerweile habe es sich zum ökologischen Kleinod entwickelt. Durch die Verbreiterung des Rheins entsteht mehr Fläche für Kiesbänke und Auwald. Dieser biete aber nicht nur Vorteile: «Durch die Klimaerwärmung könnten wir durch die Wärme in den Stillwasserzonen erneut Probleme mit Malariafliegen bekommen», so Peter Kuster. Diese seien bereits um 1800 ein Thema im Rheintal gewesen. Die Kiesbänke und die grössere Flussbreite bereiten Norbert Bolter Sorgen: «Durch die geplante 3- bis 5-fache Verbreiterung der jetzigen Flusssohle, wird die Fliessgeschwindigkeit langsamer und es wird vermehrt zu Auflandungen von Schlick und Schwemmholz kommen. Wenn nur 10 Prozent der Schwebstoffe auf der Projektstrecke liegen bleiben, dann müssen jährlich bis zu 300'000 Kubikmeter Schwebstoffe-Schlick ausgebaggert und abtransportiert werden. Dann sind das jährlich 18’000 volle Lastwagenfahrten mit 25 Tonnen Ladegewicht –und wohin damit? Zudem kann es bei starken Föhnstürmen zu einer Aufwirbelung und Verfrachtung des Sandes und Schlickes beispielsweise in angrenzende Dörfer kommen.»
Wenn es nach dem Verein RheSiNat ginge, sollte das Mittelgerinne nur dort aufgeweitet werden, wo die Abflusskapazität von 4'300 Kubikmeter pro Sekunde nicht eingehalten werden kann. «Der Schutz der Menschen im Rheintal soll absoluten Vorrang haben und die ökologischen Forderungen dürfen diesen Schutz nicht gefährden. Wieso soll eine Dammabrückung in Koblach nötig sein, wenn damit keine ökologische Aufwertung und keine Verbesserung der Hochwassersicherheit erreicht wird», so Norbert Bolter. Diesbezüglich heisst es auf der Homepage des Vereins: «Mit der Berücksichtigung des bestehenden Ausbauzustandes im Projektabschnitt 1 (Illmündung-Mäder) und der Reduzierung der komplexen Baumassnahmen im Bereich Rhein-Frutz-Ehbach wie von RheSiNat vorgeschlagen und gefordert könnten mindestens 288 Millionen Euro eingespart werden, ohne dass es zu einer Einschränkung der Hochwassersicherheit im Rheintal kommt.»
Es gäbe laut dem Diepoldsauer Peter Kuster auch einfachere Lösungen, wie man dem Rhein, so wie er jetzt ist, mehr Abflusskapazität verschaffen könnte: «Wir sollten dem Rhein, wie wir ihn jetzt haben mehr Sorge tragen. Ich spreche dabei auf die Pflege und den Unterhalt des Rheinvorlandes an, aber auch auf Versandungen, die durch die Vernachlässigung der Unterhaltspflege entstanden sind.»
Norbert Bolter ergänzt: «Vom Bundesamt für Umwelt BAFU (Rhein - Diepoldsau, Rietbrücke auf admin.ch) wurden im Januar 2024 folgende Hoch- und Niederwasserwahrscheinlichkeiten angegeben: Ein 300-jähriges Hochwasser mit 2’837 Kubikmetern pro Sekunde Abfluss und alle zwei Jahre Niederwasser mit 94,5 Kubikmetern pro Sekunde Abfluss. Warum dann 343 Hektaren mehr Kies-, Schlick- und Flussfläche? Warum dann 291 Hektaren Grün- und 16 Hektaren Waldflächen vernichten? Damit wir alle zwei Jahre einen toten Rhein mit Stechmückenplage erleben dürfen? Warum dann die ganzen Trinkwasserbrunnen entlang der Projektstrecke gefährden? Warum die Planung nicht an die aktuellen Gegebenheiten anpassen und dabei beinahe die Hälfte der Kosten einsparen?»
Wer auch seine Meinung zum Hochwasserschutzprojekt Rhesi vertreten möchte, kann dies auf der Homepage des Mitwirkungsverfahrens tun. Das Mitwirkungsverfahren läuft noch bis am Sonntag, 28. April.
Von Manuela Müller
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