Aurelia Keel und Claudia Peter
betreiben ab dem 26. November das Adventskafi "Stock".
Das Thema Trinkwasseraufbereitung hat in den letzten Jahren auch in der Schweiz vermehrt an Aufmerksamkeit gewonnen. Nun hat der Kanton St.Gallen im Sinne der Vorsorge eine Trinkwasseraufbereitungsanlage beschafft und diese am Mittwoch, 16. August in Widnau den zuständigen Personen vorgestellt.
Widnau In der ganzen Schweiz wird praktisch das ganze Trinkwasser aus dem Grundwasser, Quellen oder Seen gewonnen. Ob Seen, Flüsse oder Bäche, an Wasser mangelte es in der Schweiz bisher noch nie. «Nicht umsonst wird sie als 'Wasserschloss Europas' bezeichnet,» sagt Christian Heeb, Bataillonskommandant des Kantonalen Einsatz Elements St.Gallen (KEE SG). Trotzdem sollte nicht zu viel ungefiltertes Wasser getrunken werden. Denn obwohl das Wasser klar und gut aussieht, verbergen sich beispielsweise viele kleine Bakterien, Viren, Dreck oder Chemikalien darin. Das zeigte Roland Huber, Leiter Trinkwasseraufbereitung KEE SG, anhand von gefiltertem und ungefiltertem Wasser, welches direkt aus dem Rheintaler Binnenkanal bezogen wurde, bei der Präsentation für die Mitarbeiter der politischen Behörden und der technischen Betriebe sowie weitere interessierte Kreise im Raum Rheintal. Für den Aufbau, die Kontrolle sowie den Abbau war der Zivilschutz vor Ort.
«Heute ist eine gute Möglichkeit, mit gutem Gewissen Wasser aus dem Binnenkanal zu trinken. Logisch, man könnte jederzeit daraus trinken, nur empfehle ich es nicht», sagt Robert Brocker, Bataillonskommandant, RZSO Rheintal lachend. Beim Eintreffen eines echten Vorfalles, beispielsweise wenn die Wasserversorgung aussteigt, bei einem Stromausfall, Rohrleitungsbruch oder wenn ein Reservoir kaputt geht, kommt diese Anlage zum Zug. Sie wird von der KEE SG an den Einsatzort gebracht, vorbereitet und bereitgestellt. Innerhalb eines Tages ist das Trinkwasser bereit für den Gebrauch. Nach mindestens drei Tagen müssen vier Liter Wasser zur Notversorgung an die Menschen zur Verfügung gestellt werden können. Seit drei Jahren wird auf dieser Anlage geübt. Gebraucht wurde sie für einen Ernstfall aber noch nie. Die Anlage braucht Übung, somit wird zwei Mal im Jahr im WK des Zivilschutzes geübt, mit dieser umzugehen. «Mittlerweile dürfen wir sagen, dass wir einsatzfähig sind», so Roland Huber.
Die Anlage kostete rund 100'000 Franken. Durch eine Pumpe wird Wasser direkt von einem Kanal oder Gewässer entnommen. Dann wird es durch einen Schlauch zu zwei grossen Zylindern mit den Membranen, welche für das Filtern des Wassers zuständig sind, befördert. Durch wenig Druck wird das Wasser durch die Membrane gedrückt. In diesen Ultrafiltrationsmembranen werden krankmachende Viren und Bakterien zurückgehalten. Ziel ist es, diese auszufiltern, denn es sind die Inhaltsstoffe, die uns krank machen. Gelöste Sachen wie zum Beispiel chemische Dinge oder Salzoizyten, können mit dieser Membran nicht herausgefiltert werden. Aber diese chemischen Substanzen braucht es im Trinkwasser, denn steriles Wasser kann uns ebenso krank machen. Die Anlage produziert pro Stunde 5'000 Liter Trinkwasser mit optimaler Wasserqualität. Es werden so an einem Tag 125'000 Liter Trinkwasser hergestellt. Mit der Trinkwasseraufbereitungsanlage der KEE kann dadurch der Bedarf von circa 20'000 Personen abgedeckt werden. Die temporäre Versorgung durch die Anlage ist in erster Linie für lokale Ereignisse gedacht, nicht für grossflächige.
Die ganze Anlage ist in einem Container deponiert. In diesem wird zusätzlich das ganze Material gelagert. Während eines Einsatzes werden dort die Wasserproben getätigt und unter Kontrolle gehalten. Er wird zudem als Büro sowie als Aufenthaltsraum für die Zivilschützer genutzt. Die komplette Anlage benötigt einen etwa 150 Quadratmeter grossen Platz. Ein fester Untergrund wäre von Vorteil, aber auch auf einem Kiesplatz oder auf der Wiese könnte man die Anlage aufstellen. Wichtig ist aber die Nähe zu einem Oberflächengewässer. Die Entfernung sollte nicht mehr als 20 bis 30 Meter betragen, sodass die Schläuche genug lang sind und das Wasser genutzt werden kann. Ideal wäre auch, einen Kanalisationsanschluss zu haben, denn zu Beginn wird die ganze Anlage mit Chlor gesäubert, so dass diese frei von Dreck, Bakterien und Viren ist. Schliesslich, wenn alles gesäubert wurde, kann mit der Trinkwasserproduktion begonnen werden. Die Anlage braucht wenig Strom, 230 Volt. Sie ist 330 Kilogramm schwer, hat eine Palettengrösse, kann auseinandergenommen und mit einem Helikopter transportiert werden. Ein wichtiger Punkt von Christian Heeb: «Bis jetzt hat der Zivilschutz noch nie Lebensmittel an die Bevölkerung abgegeben. Deshalb war es für mich wichtig, dass bei der Gruppe des KEE die Qualität des Wassers ein wichtiger Faktor ist. Dadurch kann das Wasser jederzeit überprüft werden. Bei jedem Einsatz wird eine Charge kontrolliert und an das kantonale Laboratorium zur Begutachtung zugeschickt.» Bei der letzten Übung in Gossau hatten sie eine solche Probe gemacht und dabei wurde festgestellt, dass dieses gefilterte Wasser aus der Trinkwasseraufbereitungsanlage sogar sauberer ist, als das normale Wasser aus dem Wasserhahn. Zum Schluss der Präsentation durften die Anwesenden, die sich trauten, selbst noch vom frisch gefilterten Rheintaler Binnenkanalwasser probieren. «Ich habe heute schon eineinhalb Liter davon getrunken und habe keine Bauchschmerzen», sagt Roland Huber mit einem Grinsen im Gesicht und ergänzt: «Dieses Wasser schmeckt gut, obwohl es auch einen leichten chlorigen und erdigen Geschmack hat».
Von Cornelia Bischof
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