Karin Hasler
übt mit einem Vorstoss Kritik am RAV Heerbrugg.
Die Vorbereitung absolvierten sie in Frankreich, nun trainieren die Französinnen in Staad für ihre Auftritte an der EM. Zoé Jeulin/FFF
Heute beginnt die Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz. Mit den Französinnen schlägt ein Team sein Camp in der Region auf. Für den FC Staad, der sein Fussballplatz zur Verfügung stellt, ist der Besuch der Französsinnen auch eine Chance.
Staad Die französische Fussballnationalmannschaft der Damen ist unter den Top 10 der Welt, in Europa sogar unter den Top 5. Damit ist klar: An der EM zählen die Französinnen zu den Mitfavoritinnen auf den Titel. Und sollten sie am Turnier tatsächlich gross aufspielen, dann steckt im Erfolg zumindest ein kleines Stück Ostschweiz. Denn Les Bleues schlagen ihr Trainigscamp während der Europameisterschaft in Staad auf. Ausschlaggebend dafür war die Initiative des Thaler Gemeindepräsidenten Simon Diezi.
Er hat sich schon früh bei der Uefa erkundigt, wie man sich als Gastgeber für ein EM-Trainigscamp bewerben kann. Da mit dem Hotel Heiden auch eine Teamunterkunft in der Nähe war, wurde der Standort in den Katalog der Uefa aufgenommen. Schliesslich entschied sich der Französische Fussballverband für den Standort Heiden/Staad für sein EM-Camp. Sehr zur Freude von Cornel Rüst, Präsident des FC Staad: «Unser Club hat sicher eine gewisse Affinität für den Frauenfussball.» Tatsächlich war der FC Staad in Sachen Frauenfussball ein Pionier in der Region. Das 1992 gegründete Team war zwischen 2000 und 2022 stets in einer der beiden höchsten Fussballigen vertreten, die letzten vier Saisons davon unter dem Namen FC St.Gallen-Staad. «Die EM ist deshalb für uns ein wichtiger Anlass. Wir spüren eine gewisse Verbundenheit zum Turnier, nicht zuletzt, weil mit Céline Bradke auch eine Spielerin von uns Projektleiterin der Host City St.Gallen ist.»
Dass die Französinnen sich nun in Staad für die Spiele vorbereiten, ist die Kirsche auf der Torte. Eine Kirsche, die sich Gemeinde, Fussballclub und weitere Partner aber verdienen mussten. Denn der Auflagenkatalog der Uefa umfasst eine ganze Reihe von Anforderungen. Das beginnt schon bei den Massen des Spielfelds. Da das Feld auf dem Staader Bützel zu wenig breit war, mussten kurzerhand die Zäune am Rande des Spielfelds entfernt werden, um den Platz von 64 auf 67 Meter ausweiten zu können, wie Rüst erklärt. Um den Rasen zu schonen, hat der FC Staad die letzten drei Wochen der Saison ausserdem nicht mehr auf dem Feld trainiert und keine Spiele mehr dort ausgetragen.
Für den Besuch der Französinnen wurde auch das Klubhaus auf Vordermann gebracht, damit sich die Gäste bei ihrem Gastspiel in Staad möglichst wohl fühlen. Zudem wurden von der Uefa Absperrungen und ein Sichtschutz angebracht, damit die Französinnen ihre Spielzüge fernab neugieriger Blicke einstudieren können. Ob während des Turniers auch die Möglichkeit bestehen werde, einzelnen Trainingseinheiten der Bleues beizuwohnen, weiss Rüst noch nicht. Er würde sich aber über die Möglichkeit freuen. Nicht zuletzt wohl, weil eine Europameisterschaft im Frauenfussball auch einen Boom für den Sport auslösen kann. Dafür wäre es aber natürlich hilfreich, wenn die Bevölkerung die Stars auch hautnah erleben könnte. Unabhängig davon, ob dies klappen wird, hat der FC Staad am 6. Juli ein Spiel gegen Juniorinnen aus Frankreich organisiert. Damit wird die lokale Bevölkerung zumindest auf diese Weise in den Genuss französischer Fussballkunst kommen.
Dass man sich in Staad aber mehr erhofft und nur schon öffentliche Trainings eine regelrechte Euphorie auslösen können, hierfür ist das Dorf Weggis das beste Beispiel. Im Sommer 2006 bereitete sich dort die brasilianische Fussballnationalmannschaft mit Stars wie Ronaldo, Ronaldinho, Kaká auf die Weltmeisterschaft vor – und machte aus dem Dorf am Vierwaldstättersee eine Art Copacabana der Innerschweiz. Dort verfolgen insgesamt 120'000 Fans die 14 Trainings der Selecao. Und wer weiss: Vielleicht sorgen die Französinnen für einen ähnlichen - wenn voraussichtlich auch in etwas kleineren Dimensionen stattfindenden - Hype in Staad und verwandeln Staad zur Champs-Elysées am Bodensee.
Beim FC Staad ist man auf jeden Fall vorbereitet für einen zusätzlichen Schub für den Mädchen- und Frauenfussball. Auf der Stufe U12 hat man ein Projekt im Zusammenhang mit der EM lanciert und zusätzliche Trainerinnen ausgebildet. Damit hat man nun auch mehr Kapazität, jungen Mädchen Fussballtrainings anzubieten. «Es ist durchaus möglich, dass wir nach der EM spüren, dass die Nachfrage steigt», sagt der Präsident des FC Staad. Ein möglichst gutes Abschneiden der Französinnen könnte hierbei natürlich Wunder wirken. Nicht nur deshalb werden wohl einige Herzen in Staad während des Turniers für einmal nicht nur für die Schweizerinnen, sondern auch für die Französinnen schlagen.
Auch Cornel Rüst wird es sich nicht nehmen lassen, sich das Spiel der Französinnen gegen Wales in St.Gallen im Stadion anzuschauen. Die Vorfreude auf die EM ist in Staad also spürbar. Mit dem Trainingscamp der Französinnen wird der Frauenfussball in der Region für ein paar Wochen auf eine grosse Bühne gehoben. Und wer weiss, vielleicht hinterlassen Les Bleues dabei mehr als nur sportliche Spuren.
gia
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