Karin Hasler
übt mit einem Vorstoss Kritik am RAV Heerbrugg.
Die Location auf Schloss Wartensee bietet eine einzigartige Atmosphäre.
Anouer Ben Belgacem und sein Team bringen mit saintwhoo frischen Wind in die Eventszene. Mit viel Idealismus, Ausdauer und Liebe zum Detail haben sie ein Boutique-Festival auf Schloss Wartensee etabliert und bewiesen so, dass dies auch abseits der Zürcher Szene funktionieren kann.
Staad In Zürich ist das Angebot an Raves, Daydances und Clubs mit elektronischer Musik riesig. Praktisch jedes Wochenende stehen Events, Konzerte oder Festivals an. In der Ostschweiz fehlte es jedoch lange Zeit an vergleichbaren Angeboten. Das sah auch Anouer Ben Belgacem aus Staad so – und nahm die Sache kurzerhand selbst in die Hand.
Es begann mit der Organisation von kleineren Partys im Kugl in St.Gallen. Inzwischen ist daraus eine professionelle Struktur gewachsen, die unter dem Namen saintwhoo in der gesamten Region Festivals und Raves veranstaltet. Was ziemlich geradlinig klingt, war jedoch ein steiniger Weg: Die Gruppe rund um Belgacem musste sich durch einen Dschungel aus Behördenauflagen, Vorurteilen und widrigen Umständen kämpfen. «Es gab viele Momente, in denen ich Zweifel hatte, ob es mit saintwhoo weitergehen würde», sagt der Gründer rückblickend.
Dass er aber nie ans Aufhören dachte, liegt wohl an seinem Naturell. Wo andere Hindernisse sehen und zurückschrecken, da wittert Anouer Ben Belgacem Möglichkeiten, die er zu einer Vision macht. Anders ist es kaum zu erklären, wie er einst auf die Idee kam, das denkmalgeschützte Schloss Wartensee in Rorschacherberg als Location für ein ein zweitätiges Festival, das elektronische Musik und Kunst verbindet, in Betracht zu ziehen. Kurzerhand fragte er beim damaligen Geschäftsführer des Hotels an – und stiess auf offene Ohren. «Ich kann ziemlich überzeugend sein», sagt Belgacem schmunzelnd.
Seine Vision Realität werden zu lassen, erforderte allerdings einen enormen Effort. Die Location ist für ein Festival eine organisatorische Herausforderung: Denkmalschutz, Feuerschutz, Naturschutz, Verkehrskonzepte: Das Team musste eine ganze Reihe komplexer Auflagen meistern. Dass ihnen das gelang, war für viele in der Szene ein kleines Wunder. Die Durchführung des Festivals auf dem Schloss wurde jedoch zum Türöffner: Gemeinden und Behörden sehen seither, dass saintwhoo seriös arbeitet – selbst unter anspruchsvollsten Bedingungen.
Und Belgacem hielt am Ort fest. Die Location mit ihren verwinkelten Ebenen, versteckten Plätzen und dem Blick über den Bodensee war für ihn alternativlos. «Uns geht es nicht nur um Musik. Es geht um die Experience – um das Gesamterlebnis», sagt er. Ähnlich wie das OpenAir St.Gallen auf seinem einzigartigen Gelände setzt saintwhoo auf ein Festival, das mehr bietet als nur eine Bühne und einen Dancefloor. Er sei ziemlich detailversessen, sagt Belgacem. «Unsere Bars sind nicht einfach ein weisser Pavillon», sagt Belgacem. Stattdessen stehen stilvoll gestaltete Aussenbereiche, liebevoll inszenierte Deko und durchdachte Details im Zentrum.
Das Ergebnis bezeichnet Belgacem als «Boutique-Festival»: Musik, Kulinarik, Workshops und Kunstinstallationen sollen dabei zu einem stimmigen Gesamtkonzept verschmelzen. Es sei eine kulturelle Revolution, meint Belgacem. Eine die zeigt, dass solche Events nicht nur in Zürich funktionieren, sondern auch in der Ostschweiz. «Klar wäre es dort vielleicht einfacher, weil das Publikum schon da ist. Aber man sticht weniger heraus. In der Ostschweiz fällt man auf – und kann etwas Neues aufbauen.»
Im ersten Jahr machte ihnen Corona einen Strich durch die Rechnung. Auch danach war der Weg nicht frei von Hürden: Das Festival musste sich erst etablieren. Der Ticketverkauf lief zunächst schleppend. Inzwischen ist vor allem der Samstag stets sehr gut besucht, und auch der Freitag holt stetig auf. Das Music and Art Festival ist längst zum Aushängeschild von saintwhoo geworden – doch die Organisation ruht sich darauf nicht aus. Im Sommerhalbjahr veranstalten sie zahlreiche weitere Events in der Region.
Warum sie all das in der Ostschweiz und oft auch im Rheintal machen? «Weil wir von hier sind – und weil wir die Region damit beleben wollen», sagt Belgacem. Etwa 85 Prozent der Besucherinnen und Besucher ihrer Events kommen aus der Region zwischen Wil und Chur, einzelne reisen sogar aus dem Ausland an. Ein Beweis dafür, dass sich saintwhoo einen Namen gemacht hat – und dass sich die Ostschweiz einen Platz auf der Landkarte der elektronischen Musik erobert hat.
Das Music and Art Festival findet am 13. und 14. Juni 2025 auf dem denkmalgeschützten Schloss Wartensee in Rorschacherberg statt. Weitere Informationen und Tickets: www.saintwhoo.com
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