Die Hausbäckerei des Rheinparks
stellte am Samstag einen neuen Weltrekord auf
Es ist bereits die fünfte Durchführung der «Chinderbaustell» in Buchs. Seit 2023 ist auf einer Wiese neben dem Wohn- und Pflegeheim «Haus Wieden» ein Paradies für kleine Handwerker und Gärtner entstanden. Welche Termine demnächst anstehen und was für die Leiter der «Chinderbaustell» wichtig ist, erzählen Isabelle Siegenthaler und Kurt Züllig.
Buchs Am Eingang warten leuchtende Bauhelme und Warnwesten auf die kleinen Besucherinnen und Besucher der «Chinderbaustell» in Buchs. In einem abgegrenzten Teil können die kleinen Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter eine eigene Hütte bauen: «Die Kinder können Ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Wir haben allerlei Materialien und Werkzeuge vor Ort, mit deren Hilfe sie sich ihre eigene Hütte bauen können. Die einzige Vorgabe, die die Kinder haben, ist, dass die gebaute Hütte nicht höher als zwei Stockwerke sein darf», erklärt Bauleiter und Erlebnispädagoge Kurt Züllig.
Die Materialien reichen von Holzlatten, über Fensterläden, bis hin zu den kleinsten Bauteilen wie Schrauben und Nägeln. «Die Kinder sollen selbstständig etwas erschaffen können», betont der Erlebnispädagoge und ergänzt: «Ich musste doch schon einmal einen Lehrer auf der Kinderbaustelle bremsen, da er den Kindern zu sehr unter die Arme greifen wollte und ihnen zu wenig zugetraut hatte. Die Kinder finden ganz von selbst ihre eigene Lösung, wie sie zum gewünschten Ziel kommen – das haben wir hier auf der Kinderbaustelle schon oft gesehen.» Die Kinder selbst machen zu lassen, ist auch für Isabelle Siegenthaler sehr wichtig: «Eine Erinnerung, die mir bis heute geblieben ist, ist der Austausch von zwei Jungen. Der eine hatte bereits seit ein paar Minuten versucht, mit einem Hammer eine Schraube in ein Brett zu schlagen. Er probierte es eine Zeit lang, aber kam zu keinem Erfolg – bis sein Freund zu ihm kam und ihm sagte, dass er sich einen Nagel holen soll, da das mit einer Schraube nicht funktionieren wird. Er holte sich also einen Nagel und dann klappte es, ohne die Hilfe von einem Erwachsenen.»
Die «Chinderbaustell» in Buchs ist während der Schulzeit am Mittwoch und Samstag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Während der Sommer- und Herbstferien ist der Bauplatz mittwochs bis samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. «Die Kinder können entweder mit ihren Eltern oder Verwandten auf dem Platz werkeln, sie können aber auch mit dem Einverständnis der Eltern alleine zur ‘Chinderbaustell’ kommen und sich austoben», so Co-Leiterin Isabelle Siegenthaler.
Damit alles sicher verläuft, wird die Anzahl an kleinen Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern auf 100 beschränkt. Für die Betreuung der Kinder arbeiten Zivildienstmitarbeiter oder auch eine Praktikantin mit Isabelle Siegenthaler und Kurt Züllig zusammen. «Wir sind den Kindern zum Beispiel beim Zuschneiden von Holz behilflich, geben ihnen die Farbe, um ihre gebaute Hütte noch bunter zu gestalten, oder sind ihnen bei Fragen sehr gerne behilflich», so Kurt Züllig. Während er ein Kind sieht, das auf das Dach einer Hütte steigt, erklärt er, dass er jetzt dem Kind schon sagen könne, dass das gefährlich sein könnte. Jedoch müssen die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen. Auch während des Besuchs der Redaktion wurden die ein oder anderen kleinen Wunden verarztet, bevor die Kinder wieder fleissig weitergebaut haben.
«Meine Mutter ist von hier und gibt uns jedes Jahr Bescheid, wenn die ‘Chinderbaustell’ wieder losgeht», so eine Besucherin der Kinderbaustelle. Sie und ihre Familie wohnen in Schweden und kommen jeweils in den Ferien zu Besuch nach Buchs. «Wir haben lediglich ein paar Nachmittage, um die Hütte fertigzustellen, bevor wir wieder nachhause müssen. Jedoch helfen alle tatkräftig mit», erklärt sie. Es tummeln sich ein paar Kinder, die Mutter und ein Onkel um die bunte Hütte, die an diesem Nachmittag noch ein Dach – sogar mit Schweizerfahne - bekommt. Zudem sind auch Gäste aus Stuttgart da. Eine Mutter hilft ihrem Sohn, ein Schiff aus Holz herzustellen. «Es ist schön zu sehen, dass das Projekt gut ankommt und auch in anderen Länder umgesetzt werden möchte», so Kurt Züllig. Er ist stolz auf das Projekt der Kinderbaustelle und dass diese den Kindern zu mehr Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein verhelfen kann.
Auf dem Platz wird fleissig gehämmert, gemalt und geschraubt. Zusätzlich wird am Samstagvormittag aber auch gegärtnert. Das Projekt «Gartenkind» von Bioterra bietet jedem Kind bis zu den Herbstferien sein eigenes Plätzchen, um Gemüse zusammen mit anderen Kindern anzubauen. «Es gibt nichts Schöneres, als Gemüse anzubauen und dieses mit anderen teilen zu können», schwärmt die Co-Leiterin. Die Kinder können im Garten die verschiedensten Pflanzen beim Wachsen beobachten und sie hegen und pflegen.
Die Kinderbaustelle in Buchs kann kostenlos besucht werden. Das Angebot soll von allen genutzt werden können – auch von Menschen, die nicht so viel Geld zu Verfügung haben. Zudem werden auch Schulklassen in der «Chinderbaustell» betreut, sodass sie beispielsweise den Werkunterricht ins Freie verschieben können und die Kinder ihren Ideen freien Lauf lassen können. «Bei den Schulklassen wird ein Eintrittspreis von fünf Franken verlangt, da diese Einsätze personal- und materialintensiv sind», erklärt Isabelle Siegenthaler.
Die Materialien, die die Kinder auf der «Chinderbaustell» verwenden dürfen, stammen vielfach aus dem Baugewerbe. «Wir bekommen immer wieder Restholz, das beispielsweise Schreinereien nicht mehr brauchen. Die Akkuschrauber sind von der Firma Hilti gesponsert und viel Holz oder Nägel werden nach dem Bauen der Hütten wieder rückgebaut. Dadurch können wir viel vom Material wiederverwenden», erläutert Kurt Züllig.
Die Leiter der Kinderbaustelle in Buchs möchten diese immer wieder weiterentwickeln. Dazu veranstalten sie den «Durscht und Wurscht»-Event auf der Baustelle. «An diesem Abend können Erwachsene uns auf der ‘Chinderbaustell’ besuchen und ihre Inputs mit uns teilen. Wir sind über jeden Hinweis und jede Idee dankbar», so Isabelle Siegenthaler voller Vorfreude. Der nächste Termin für diesen Event ist am 7. August ab 17 Uhr. Das Projekt wird durch den Umstand, dass sich die Leiter immer wieder einen neuen Ort suchen müssen, immer wieder neu erfunden und erweitert. «Wir finden immer wieder Orte, die für die Kinderbaustelle geeignet sind, die wir zwischennutzen dürfen», erklärt die Co-Leiterin. Kurt Züllig ergänzt: «Die Infrastruktur wurde so gebaut, dass wir in Kürze alles zusammenpacken können und an einem neuen Ort wieder neu anfangen können. Wir beide mögen es, etwas immer wieder neu zu erfinden – das Projekt lebt von der Wandelbarkeit.»
Am «Chinderbaustell-Fest» am 21. September werden auf einer offenen Bühne Geschichten vorgesungen, erzählt oder gezeigt. Ein weiteres Highlight findet bereits in der Nacht vom 9. auf den 10. August mit dem «Hüttepfuuse» statt. In dieser Nacht können die Kinder in ihren selbstgebauten Hütten übernachten. «Dafür werden diese jetzt noch wetterfest gemacht, dass man auch bei Regen ein sicheres Dach über dem Kopf hat», erklärt Co-Leiter Kurt Züllig. Es sei wunderbar, abends die Ruhe zu geniessen und zu bestaunen, was den Tag über auf der Kinderbaustelle entstanden sei.
Von Manuela Müller
Lade Fotos..