Elia Gsell
ist Schweizer Meister im Speed-Puzzeln
Das Hochwasserschutzprojekt Rhesi soll die Hochwassergefahr minimieren. z.V.g.
Im Juli trat der vierte Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Österreich in Kraft und läutete die nächste Phase des Hochwasserschutzprojekts Rhesi ein. Seither ist es ruhig geworden rund ums Generationenvorhaben. Doch der Eindruck täuscht.
Region Es ist eines der bedeutendsten Projekte für die Zukunft Rheintals. Zwei beiteiligte Staaten, eine Umsetzungszeit von mehreren Jahrzehnten und geschätzte Gesamtkosten von rund zwei Milliarden Franken sind Kennzahlen, die vom enormen Ausmass des Hochwasserschutzprojekts Rhesi zeugen.
Obwohl seit dem Inkrafttreten des Staatsvertrags zwischen der Schwiez und Österreich im Juni nur wenig Neuigkeiten zum Rhesi zu hören waren, bewegte sich in den vergangenen Monaten einiges. «Der ruhige Eindruck täuscht tatsächlich», bestätigt Marlene Engler, Kommunikationsverantwortliche der Internationalen Rheinregulierung (IRR). «Aktuell laufen die Arbeiten sogar auf Hochtouren.» In den vergangenen Monaten seien die letzten Pläne, Berichte und Visualisierungen erarbeitet worden. Diese bilden die Grundlage für die Projektbewilligung, die Ende 2025 beziehungsweise Anfang 2026 sowohl in der Schweiz als auch in Österreich eingereicht werden soll.
«In dieser Phase werden auch die zahlreichen Anregungen aus dem Mitwirkungsverfahren von 2024 und den behördlichen Vorprüfungen eingearbeitet», erklärt Engler. Damit befinde sich Rhesi tatsächlich, wie es Projektleiter Markus Mähr im Sommer formulierte, auf der Zielgeraden: «Mittlerweile sind wir in Bezug auf die Planung nicht nur auf der Zielgeraden, sondern mitten im Schlussspurt kurz vor der Ziellinie.»
Sobald die Unterlagen eingereicht sind, prüfen die Behörden im Kanton St.Gallen und im Land Vorarlberg deren Vollständigkeit. Danach beginnen die eigentlichen Bewilligungsverfahren auf beiden Seiten des Rheins. Dabei sind Einsprachen, die das Projekt verzögern könnten, beinahe vorprogrammiert. Denn besonders Vertreter der Landwirtschaft und die SVP laufen gegen das Projekt Sturm. Einerseits wegen des drohenden Landverlusts bei rund 20 Bauernfamilien, anderseits weil sie im Rhesi ein überdimiensioniertes Projekt sehen, das keinen wirklichen Mehrwert bringt.
Auch Egler ist sich bewusst, dass es Widerstand geben dürfte. «In dieser Phase können selbstverständlich auch Rechtsmittel ergriffen werden», sagt sie. Deshalb ist weiterhin ungewiss, wann die ersten Bagger auffahren werden. Sollte das Projekt beispielsweise bis vor das Schweizer Bundesgericht gelangen, könne sich ein Baustart um Jahre verzögern. «Wir hoffen aber, dass es noch in diesem Jahrzehnt soweit sein wird», so Engler.
Während der Baustart also noch in den Sternen steht, ist zumindest die Abfolge der Arbeiten bereits geklärt. Insgesamt wird auf einer Länge von 26 Kilometern gearbeitet. «Gebaut wird im Grundsatz von unten nach oben», erläutert Engler. «Das heisst: Wir beginnen – mit einer Ausnahme beim Diepoldsauer Durchstich – am Bodensee und arbeiten uns flussaufwärts vor.» Zuerst wird jeweils der Damm erneuert oder saniert, im darauffolgenden Jahr erfolgt die Aufweitung des Gerinnes. Eine besondere Herausforderung stellen Brücken dar, deren Pfeiler künftig besser gesichert werden müssen, ebenso die Trinkwasserversorgung. «Die Brunnen in den betroffenen Bereichen müssen während des Baus zwei bis drei Jahre ausser Betrieb genommen werden. Eine Ersatzwasserversorgung ist in dieser Zeit sicherzustellen», erklärt Engeler.
Mit einer geplanten Bauzeit von rund 20 Jahren bleibt Rhesi ein Langzeitprojekt, aber eines, das für die Menschen im Rheintal von existenzieller Bedeutung ist. Es soll die Region nachhaltig vor Hochwasser schützen, gleichzeitig die ökologische Qualität des Alpenrheins verbessern und neue Lebensräume schaffen. Das Projekt verbindet damit Hochwasserschutz, Natur und Raumplanung. Ein Ansatz, von dem die gesamte Region profitieren soll.
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