Aurelia Keel und Claudia Peter
betreiben ab dem 26. November das Adventskafi "Stock".
Der Sommer lädt viele Menschen bei schönem Wetter zum Wandern ein. Auch im Rheintal befinden sich viele schöne Wege, die entdeckt werden wollen. Wie ist es aber, den ganzen Sommer auf der Alp zu verbringen? Die Redaktion zu Besuch bei Älpler Peter Heeb auf der Wogalp.
Kobelwald Saftige Wiesen, eine wunderschöne Vielfalt an Blumen und kilometerlange Wanderwege zieren das Rheintal. Sobald das Wetter stimmt, schlüpfen viele in ihre Wanderschuhe und begeben sich in die Berge und auf die Alpen. Der 67-jährige Peter Heeb aus Kobelwald betreut seit 18 Jahren die Wogalp und die Alp Oberer Strüssler im Auftrag der Ortsgemeinde Holzrhode Kobelwald. Auf den Alpen, die zusammen mehr als 20 Hektaren Land umfassen, werden dieses Jahr 54 Rinder den Sommer verbringen. «Der Alpmeister regelt jeweils mit den ortsansässigen Bauern, wer wie viele Rinder auf welche Alp bringen wird. Momentan befinden sich Tiere von acht verschiedenen Bauern bei mir auf der Wogalp und dem Oberen Strüssler», erklärt der Älpler aus Kobelwald.
Peter Heeb verbringt die Zeit während des Alpsommers von Ende Mai bis anfangs September täglich auf der Alp. «Ich war schon immer gerne in der Natur und so fand ich im Jahr 2006 den Ausgleich zu meinem Job als Schulabwart», erinnert sich der Älpler an seine Anfangszeit. Vor 18 Jahren wurde der Job als Älpler für die beiden Alpen frei und für ihn war sofort klar, dass er sich für diesen bewerben würde. «Anfangs habe ich Peter unterstützt und jeden Morgen auf der Alp nach dem Rechten geschaut, bevor die Ortsgemeinde letztes Jahr im Oberen Strüssler und vor drei Jahren in der Wogalp einen neuen Laufstall gebaut hat. Dieser ermöglicht den Tieren, sich selbstständig in und aus dem Stall zu bewegen. Momentan unterstütze ich Peter bei der Unkrautbekämpfung», erzählt Erika Heeb, die Frau des Älplers. Da Peter Heeb mittlerweile pensioniert ist, kann er sich nun voll und ganz der Alp widmen: «Es ist umso schöner, sich jetzt die Zeit und die Arbeiten auf der Alp frei einteilen zu können.» Wochen vor und nach der Alpzeit müssen verschiedene Arbeiten erledigt werden. Das Wichtigste in seinem Alltag sei das Wohl der Tiere, um die er sich kümmert. Es stünden aber unter anderem auch Arbeiten wie die Unkrautbekämpfung, das Mähen, das Verlegen von Wasserleitungen oder das Erneuern der Zäune an.
Auf der Wogalp befindet sich auf 881 Meter über Meer eine Alphütte, die mit einem Massenlager und einem Zimmer für den Älpler ausgestattet sind. Seit etwa einem Jahr liefern Solarpanels den Bewohnern der Wogalp Strom, um die neu installierte Dusche zu betreiben, zwischendurch das Handy zu laden oder Getränke zu kühlen. Zudem gibt es im unteren Stock eine Küche mit einem Lagerraum und einem Tisch mit Eckbank, die zum Verweilen einlädt. Auch rund ums Haus befinden sich mehrere Sitzgelegenheiten in der Natur, die gerne genutzt werden, um Wanderern auf der Durchreise oder Besuch aus der Verwandtschaft oder dem Freundeskreis ein erfrischendes Getränk anzubieten.
«Hier wandern viele vorbei, die den Jakobsweg bewältigen. Sie kommen bei uns in der Wogalp vorbei und laufen dann weiter in Richtung Eggerstanden. Von hier aus sind es noch 2'200 Kilometer, die die Wanderer noch hinter sich bringen, um nach Santagio de Compostela zu gelangen», erläutert Erika Heeb und ergänzt: «Durch diese Begegnungen entstanden bereits sehr schöne Bekanntschaften. Beispielsweise kam ein Paar aus Wien mal zu uns auf die Wogalp. Wir verstanden uns so gut, dass sie uns bei einem Besuch Wien gezeigt haben.»
Auch dem Älpler fallen einige Anekdoten zu den vergangenen 18 Jahren ein. Er müsse sich zwar manchmal mit Händen und Füssen mit den spontanen Gästen unterhalten, hätten jedoch immer eine gute Zeit auf der Wogalp gehabt: «Die schönen Begegnungen gehören zu meinen Highlights während des Alpsommers. Zudem geniesse ich die Natur und die Zeit mit den Tieren und kann hier oben, auch wenn ich die verschiedensten Arbeiten erledige, Kraft tanken.»
Der anhaltende Regen bringt Älpler im Appenzellerland dazu, sich zu überlegen, ob man die Tiere nicht bereits jetzt wieder ins Tal bringen soll. «Wir hoffen natürlich, dass wir die 100 Tage auf der Wogalp und dem Oberen Strüssler ohne vorzeitigen Abbruch verbringen können», so Peter Heeb hoffnungsvoll.
Wenn es um die Rinder geht, kommt dem Älpler eine Situation vom letzten Jahr in den Sinn: «Beim Eingang auf die Wogalp befindet sich ein Gatter, das damals nicht geschlossen wurde. Alle Rinder, die sich auf der Wogalp befanden, verteilten sich in die verschiedensten Richtungen. Manche wurden in anderen Ställen wieder gefunden, andere liefen bis ins Dorf hinunter. Wir suchten mehrere Stunden nach allen Rindern, um diese wieder auf die Alp zu bringen.» Deshalb appelliert er an alle, die sich auf einem Wanderweg befinden und auf einen Zaun oder ein Tor stossen: «Hinterlasst die Orte jeweils so, wie ihr sie angetroffen habt». Er hofft aber, dass solche Vorfälle in Zukunft nicht mehr vorkommen, wenn sich alle an diese wichtigen Regeln halten.
Von Manuela Müller
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